ASKWAR HILONGA
Ein Ingenieur aus Tansania hat ein System zur Reinigung von Wasser entwickelt – deutsche Jungunternehmer haben daraus ein Geschäftsmodell für hunderte Kleinunternehmer gemacht.
Arusha, im Norden Tansanias: Der Weg führt entlang an lila blühenden Yacaranda-Bäumen, auf den Obstständen am Straßenrand stapeln sich Avocados, Bananen oder Papayas. Ab und zu sieht man im Vorbeifahren auch auffallend hellblau leuchtende Holzbuden – das sind die "Wasserkioske", mit denen der tansanische Ingenieur Askwar Hilonga den Menschen auf dem Land zu sauberem Trinkwasser verhelfen will. Unterstützt wird er dabei vom Blue Future Project, einer gemeinnützigen Organisation aus dem Saarland. Im September haben stern-Reporterin Andrea Ritter und Fotografin Carolin Windel den Ingenieur in Tansania besucht, um sich anzuschauen, wie sein Projekt funktioniert.
Knapp zehn Jahre hat Askwar Hilona an der Verfeinerung eines von ihm entwickelten Nanofilters gearbeitet, mit dem verunreinigtes Trinkwasser dank einer Kombination aus Sandfiltration und Knochenkohle ohne Strom und komplizierte Technik aufbereitet werden kann. Im Garten seines Büros erzählte Hilonga von den gesundheitlichen Problemen, die er selbst als Kind kennengelernt hat: Würmer, schwere Entzündungen in Mund- und Rachenraum. Hinzu kommt die extreme Flourbelastung des Trinkwassers in großen Teilen Ostafrikas: Knochenfluorose, eine Verkrümmung und Versteifung des Skeletts, ist eine weit verbreitet Krankheit."Im Jahr 2021 sollte niemand mehr darunter leiden müssen", erklärte Anskwar Hilonga dem stern-Team im Garten seines Büros. "Der Filter ist simpel und leicht zu benutzen. Aber die Menschen außerhalb der Städte erreicht man nicht, wenn man ihnen einfach nur die Geräte ins Dorf stellt. Man muss in jeder Community jemanden haben, der sich um das Filtern kümmert." Dafür sorgt er mit seinen "Wasserkiosken": Etwa 127 dieser Filterstationen gibt es bereits, 500 sollen es im kommenden Jahr werden.
In einem der kleinen blauen Häuschen traf das stern-Team Miriam Yusuph. Frauen haben sich als die ehrgeizigsten Botschafterinnen für sauberes Wasser erwiesen, und die alleinerziehende Mutter ist eine von ihnen. Sie berichtete, dass viele Menschen gar nicht wüssten, dass es das Wasser sei, das sie krank mache. "Ich wusste das auch nicht. Aber die Mitarbeiter von Nanofilter haben es mir geklärt und jetzt kann ich es den anderen erzählen." Hilongas Team stellt die Häuschen, Behälter und Geräte zur Verfügung. Für das gefilterte Wasser zahlen die Kunden eine minimale Gebühr, die die Kiosk-Betreiberinnen behalten können. Miriam Yusuph kommt so auf etwa 130 Euro im Monat, ein vergleichsweise solides Gehalt. Auf diese Weise wirkt Hilongas Projekt dreifach: Es schafft Jobs, leistet gesundheitliche Aufklärung – und sorgt für sauberes Trinkwasser.
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